Über den Bau der Kapelle in Pleiserhohn haben wir Kenntnis durch einen Bericht im noch vorhandenen Wald- und Nachbarschaftsbuch von Pleiserhohn und Thelenbitze aus dem Jahre 1765. Der Verfasser dieses Berichtes, Christian Gratzfeld, war zur Zeit der Erbauung der Kapelle Vorsteher oder Sprecher der seit Jahrhunderten bestehenden Nachbar- schaft Pleiserhohn-Thelenbitze und hat scheinbar maßgeblich den Bau der Kapelle betrieben. Sein Bericht ist deshalb so interessant, weil sich dieser nicht nur mit dem Bau der Kapelle befasst sondern auch die damalige politische und kirchliche Situation beschreibt. Christian Gratzfeld schreibt im Einzelnen folgendes:
„Die Kapelle ist erbaut worden im Jahre 1885 unter der Regierung des 88-jährigen Kaisers Wilhelm des I., als der Papst Leo der XIII. 75 Jahre alt war und Philippus Krementz zum Erzbischof von Köln ernannt war. Den ersten Anlass hierzu gab die unverehelichte Gertrud Weber von hier, welche sofort 750 Mark zu dem Bau schenkte. Das weitere Geld ist durch die Nachbarn von hier und Thelenbitze und verschiedenen Auswärtigen zusammen gebracht worden. Die Kapelle hat gebaut und verputzt der Maurer Wilhelm Dornbusch aus Rott nebst seinen Gesellen. Das Handlangern haben die Nachbarn besorgt. Das ganze Material ist beinahe alle durch die Bauern von hier und auswärts hierher beschafft worden. Über die ganzen Auslagen an der Kapelle kann ich eine spezielle Rechnung beilegen." (Pleiserhohn, im Jahre 1885, Christian Gratzfeld)
Der Bau der Kapelle ist seinerzeit vom Bürgermeister Heuser von Oberpleis aufgrund eines schriftlichen Bauantrags genehmigt worden, der von fast allen Dorfbewohnern unterschrieben worden ist. Diese Urkunde liegt noch im Original vor und befindet sich heute im Archiv der Katholischen Kirchengemeinde Oberpleis. Eine kirchliche Einweihung hat scheinbar nie stattgefunden. Im Jahre 1889 teilt der damalige neue Pastor von Oberpleis, Friedrich Schmitz, lediglich an das Erzbistum Köln und an den zuständigen Dechant in Küdinghoven mit, dass die Pleiserhohner Einwohner die Kapelle „würdig“ eingerichtet hätten und er keine Bedenken habe, in dieser Kapelle zweimal im Jahr eine Messfeier zu halten. Es liegt der Verdacht nahe, dass der Bau der Kapelle und ihre spätere Nutzung etwas mit dem damals im Rheinland herrschenden Kulturkampf der Jahre 1870 bis 1885 zu tun hat. Aus Anlass der Erbauung der Kapelle wurde auch ein Kapellenverein gegründet. An diesen hatte jede Familie im Monat einen Beitrag von 5 Pfennig zum Unterhalt der Kapelle zu zahlen. Im Jahre 1926 wurde die Kapelle im Innenbereich vollkommen renoviert. Eine weitere und umfangreiche Renovierung war im Jahre 1974 erforderlich, da das Kapellendach einschließlich des Dachreiters einzustürzen drohte. Mit Hilfe von Spenden, Zuschüssen von Kirche und Stadt Königswinter sowie erheblichen Eigenleistungen der Dorfbewohner konnten die Kosten von mehr als 30.000 DM gedeckt werden.
Die Eigentumsverhältnisse dieser Kapelle sind so außergewöhnlich und interessant, dass sie in diesem Bericht Erwähnung finden. Die Kapelle wurde im Jahre 1885 auf sogenanntem Dorfgemeinschaftsland, ein Überbleibsel der früheren Markgenossenschaft errichtet; Eigentümer der Kapelle waren somit die Einwohner von Pleiserhohn. Im Jahre 1952 gelangte die Kapelle bei einem sogenannten Flurbereinigungsverfahren an die Zivilgemeinde Oberpleis. Im Zuge der kommunalen Neuordnung im Jahre 1969 wurde die Stadt Königswinter Eigentümerin der Kapelle. Im Jahre 1986 ging die Kapelle und das Grundstück in Form einer Schenkung seitens der Stadt Königswinter an die Katholische Kirchengemeinde Oberpleis in deren Eigentum über. (kirche-am-oelberg.de - Willi Zerres 2003)